Normalverhalten oder Verhaltensstörung?

Beispiel 1:

Ein Welpe kaut auf Dingen herum, und das gehört auch so. Wenn ich ihm nicht entsprechendes Kauspielzeug zur Verfügung stelle und dafür sorge, dass er dieses zum Kauen benutzt, wird er sich die gesamte Wohnung mitsamt Inhalt vornehmen. Das kann nicht nur für den Menschen kostspielig und ärgerlich, sondern auch bei Verschlucken von Teilen dem Kleinen zum Verhängnis werden.


Beispiel 2:

Der Hund beschützt das Grundstück oder den Besitzer; geht bellend und sich aufbauend auf alles sich Näherende los. Je nach Rasse ist dies mehr oder weniger ausgeprägt und entspricht seinem Wesen. Hier ist es wichtig, sich die Rangordnung im „Familienrudel" zu betrachten, klarzustellen, wer welche Rolle spielt und zu prüfen, aus welcher Motivation heraus (Territorialverhalten, Angst, Aggression ...) der Hund agiert. Im Anschluss werden dem Hund Alternativen geboten, die für alle Beteiligten entspannt und ungefährlich sind.

 

Beispiel 3:

Der Hund leckt bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Vorderpfoten, obwohl keine krankhafte Veränderung (Verletzung, Pilze ...) vorliegt. Dies kann aufgrund von Langeweile oder als Aufmerksamkeit heischendes Verhalten begonnen haben.


Bei ausgewachsenen Hunden führen auf der einen Seite Unterforderung und zu große Erwartungen des Besitzers auf der anderen Seite häufig zu Problemen. Oft wird vom Besitzer vorausgesetzt, dass der Hund einen bestimmten Befehl beherrscht, obwohl dieser noch nicht häufig genug oder an genügend unterschiedlichen Orten geübt wurde. Hunde lernen nämlich im Kontext mit der Umgebung, das heißt, wenn „Sitz" im Wohnzimmer spielend funktioniert, muss das in der Küche noch lange nicht der Fall sein. Und draußen bei unterschiedlichster Ablenkung erst recht nicht.


Langeweile oder zu großer Stress des Hundes können zum einen zu Resignation (welche leider vom Besitzer oft nicht oder nicht als Problem erkannt wird, weil der Hund ja „funktioniert"), oder aber zu unerwünschtem Verhalten bis hin zu Verhaltensstörungen führen (Stereotypien wie Leckdermatitis, Autoaggression, Fliegen- oder Schwanzjagen etc.). Bei beiden beschriebenen Varianten ist das Tier nicht glücklich und zufrieden und benötigt dringend Hilfe.

 

Normalverhalten ist also jegliches, im Hund angelegtes Verhalten, welches zum Repertoir des Hundes gehört.

 

Verhaltensstörungen sind durch Traumen, mangelndes Sozialisation etc. entstandene Verhaltenweisen, wie Stereotypien (immer wiederkehrendes Verhalten ohne Funktion - Bellen, Selbstverstümmelung durch Belecken...)